LISSABON: Stopoverflow



Flüge sind erschwinglicher denn je. An Wochenenden stürmen Horden von Touristen durch die Europäischen Städte. Warum ich mich ausgerechnet an einem langen Wochenende durch das übervolle Lissabon quäle, und warum Übertourismus seitdem kein geflügeltes Wort mehr für mich ist? Das kam so:

Eigentlich sind wir auf dem Weg zum Badeurlaub auf den Kapverden.
Eigentlich sollten wir gegen Mittag in Frankfurt losfliegen.
Eigentlich hätten wir einen fünfstündigen Zwischenstopp in Lissabon.
Eigentlich wollten wir mit dem Taxi in die Stadt fahren, entspannt bummeln, ein, zwei oder drei Pastel de Nata schlemmen, und danach sofort weiterfliegen.
Doch dann informiert der Reiseveranstalter uns kurzfristig über eine Flugzeitänderung. Wir fliegen schon ganz früh morgens los, haben einen mehr als zwölfstündigen Stopover in Lissabon und sind mehr als 24 Stunden unterwegs, bis wir endlich wieder eine Zimmertür hinter uns schließen können.
Eigentlich toll, weil wir so mehr von Lissabon sehen können.
Eigentlich die perfekte Gelegenheit eine Zwischenübernachtung in Lissabon einzuschieben.
Uneigentlich bei einer Pauschalreise nicht möglich, bzw. vom Veranstalter nicht als Alternative umbuchbar.
Tja. So kommt es, dass wir an einem langen Wochenende früh morgens in Lissabon einschweben. Wir sind seit drei Uhr nachts wach. Als das Taxi uns am Praça do Comércio ausspuckt, kann ich es kaum erwarten einen leckeren kleinen portugiesischen Kuchen zum Frühstück zu verspachteln.


Die ersten Fotos am Meer sind gemacht und die kühle, noch leere Fußgängerzone lockt und mit herrlichen Cafés. Unser Frühstück ist grandios. Süße und deftige Pasteten stärken uns für den Tag. Dabei ahnen wir noch gar nicht wie anstrengend es werden wird.



Ziellos schlendern wir durch die schmalen Straßen. Die gekachelten Häuserwände sind echte Hingucker.


Unerwartet stoßen wir in einer kleinen Gasse auf den Aufzug, der den Stadtteil Baixa mit dem höher gelegenen Stadtteil Chiado verbindet. Da wollen wir mit! Zielstrebig steuern wir auf den vermeintlichen Eingang zu, stellen dann aber fest, dass wir schon eine ganze Weile an anstehenden Menschen vorbeilaufen. Wo die wohl hinwollen? Erst am Eingang zum Aufzug wird mir -Naivling- klar "Die wollen alle in den Aufzug." Geschätzte Wartezeit zwischen 30 und 60 Minuten. Au weija!


So bewundern wir diese Sehenswürdigkeit eben nur von außen und spazieren weiter.
Bei meinem Stöbern durch diverse Reiseführer habe ich gelesen, dass eine Fahrt mit der Tram 28 ein Muss für jeden Lissabon-Besucher ist. Das wollen wir machen! Die Schlange vor der Haltestelle reicht fast um einen ganzen Häuserblock und wir sind geschockt, als eine Tram 28 an uns vorbeirattert. Touristen quetschen sich wie Sardinen in die zum Bersten gefüllte Büchse. Au weija! So bewundern wir diese Sehenswürdigkeit eben nur von außen uns spazieren weiter.


Vom Rossio aus kann man einige Miradouros (Aussichtspunkte) auf den Hügel sehen. Da wollen wir hin!


Gemütlich kraxeln wir den erstbesten Weg, der nach oben verläuft hinauf. Tatsächlich erblicken wir immer wieder Schilder, die auf Aussichtpunkte verweisen. Diesen Schildern folgend, gelangen wir zum Castelo de São Jorge, und sind kein bisschen überrascht eine Warteschlange vor dem Ticket-Schalter zu erblicken. Au weija!


8.50 Euro Eintritt für ein altes Kastell mit Aussichtsterrasse finde ich extrem unverschämt, aber weil wir nicht umsonst auf den Hügel geklettert sein wollen, reihen wir uns in die Gesellschaft der wartenden Touristen ein. 90 (in Worten neunzig!) Minuten später stehen wir an der Burgmauer und blicken auf die roten Dächer von Lissabon. Der Warte-Ärger ist vergeben (aber nicht vergessen!) und es fühlt sich für einen Moment wie Urlaub an.


Es ist bereits Nachmittag als wir zurück zum Stadtzentrum schlurfen. Unsere Schritte sind schon lange nicht mehr so energiegeladen wie am Morgen. Das frühe Aufstehen beginnt seinen Tribut zu fordern. Eine gute Ausrede sich wieder der leiblichen Kultur zu widmen. Wir halten Ausschau nach freien Stühlen in einem der kleinen gemütlichen Cafés oder Restaurants, aber Fehlanzeige. Au weija! Frustriert landen wir in einem großen, touristischen Restaurant am Marktplatz. Ist uns jetzt auch egal. Wir müssen einfach mal verschnaufen.


Gerade als wir beratschlagen was wir mit unserer verbliebenen Restenergie anfangen könnten, was wir noch anschauen möchten, geht ein Platzregen nieder. Von jetzt auf gleich suchen Touristen und Einheimische Schutz in Hauseingängen, unter Café-Markisen und Mauervorsprüngen. Der Regen setzt immer mal wieder aus, als wolle er die Menschen wieder unter freien Himmel locken, um dann wieder ohne Vorwarnung herunter zu platschen. Wetter ändert man nicht. Da gibt es nichts zu lamentieren. Kurzer Blicktausch und wir haben uns entschieden: Die müden Knochen wollen zurück zum Flughafen. Der Geist ist noch willig... aber... die Fußgängerzone pitschenass.

Seitdem registriert meine „selektive Wahrnehmung“ immer mehr Posts, Magazin-Artikel oder Berichte über „Overtourism“. Bisher war das für mich nur ein Hirngespinst, aber mit jedem Ausflug, jeder Reise wird dieses Phänomen immer greifbarer für mich. Ist „Overtourism“ am Ende das Heilmittel gegen mein Reisefieber?

TouristikWelt und RegioWein in Mainz



Vor wenigen Tagen lese ich von der TouristikWelt in Mainz: „Vom 16. bis 18. März 2018 präsentieren rund 90 Aussteller ihre Angebote im größten Erlebnis-Reisebüro des Rhein-Main-Gebiets: Auf der Rheinland-Pfalz Ausstellung in Mainz.“

Das schaue ich mir doch glatt mal an.


Die Dimensionen dieser kleinen Messe mögen nicht an den Internationalen Rahmen der ITB heranreichen, aber das ist wohl auch nicht der Anspruch. Busreise-, Kreuzfahrt- und Safari-Veranstalter, Wellness-Hotels und Deutsche Reiseregionen. Ein abwechslungsreiches Sammelsurium an Ausstellern. Es gibt Inspiration und Information in Hülle und Fülle. Hier werden Kataloge, persönliche Beratung und die Möglichkeit zur Reisebuchung geboten. Außerdem finden an den drei Ausstellungstagen interessante Vorträge statt.


In der benachbarten Halle, befindet sich die RegioWein: „Vom 16. bis 18. März 2018 stellen wir Ihnen vor, was es in einem Umkreis von etwa einer Autostunde rund um Mainz Besonderes zu entdecken gibt: Winzer, Weine und die schönsten Weinwanderwege der Weinbauregionen Pfalz, Rheinhessen, Hessische Bergstraße, Rheingau, Mittelrhein, Nahe und Mosel.“


Diese Ausstellung gehört für mich thematisch mehr oder weniger ebenso in den Touristik-Bereich und ist für mein Empfinden eine echte Bereicherung der Messe. Es gibt nicht nur Wein zu kosten, sondern auch leckere Kleinigkeiten zum Naschen und Probieren. Besonders interessant und auch ansprechend gestaltet finde ich den Auftritt der Hochschule Geisenheim. Einige Weinstöcke sind mitten in die Messehalle gepflanzt.

Außerdem stoße ich auf das witziges Start-Up „Schobbe in de Dos“. Übersetzt „Weinschorle in der Dose“. Das wurde auch echt mal Zeit, dass das jemand erfindet. Das fingerabspreizende „Stößchen“ beim Zuprosten mit Weinschörlchen in Kristallgläsern ist mir schon immer ein Graus.

Mein Fazit:
Ich lebe nur wenige Auto-Minuten vom Messegelände weg. Eine mehrstündige Anreise würde ich persönlich für die TouristikWelt nicht auf mich nehmen, denn Halle 14 der Rheinland-Pfalz Ausstellung ist fein, aber auch klein. Natürlich macht es Spaß von Stand zu Stand zu bummeln, aber nach rund einer Stunde ist man dann auch durch. Eine weiter Stunde kann man entspannt durch die RegioWein Ausstellung schlendern. Und alle mit Rummeplatz-Laune können die anderen Bereiche der Rheinland-Pfalz Ausstellung erleben. Ich wünsche viel Vergnügen!


TENERIFFA: Sonniger Genuss



Es ist Ende Februar. Minus acht Grad Celsius und fünf Zentimeter Neuschnee vor meiner Haustür.
Entweder nimmt man das so hin, weil man Jahreszeiten und Wetter nun einmal nicht ändern kann, oder man flüchtet. Vielleicht flüchtet man ins nächste Skigebiet. Vielleicht flüchtet man aber auch in die Sonne.
Ich habe mich für die Flucht in die Sonne entschieden. Nach wochenlangem Wetter-Grau und Dauerregen unbekleidete Körperstellen mit UV bestrahlen lassen, um die Vitamin D Produktion anzukurbeln, scheint mir eine notwendige Maßnahme für mein Seelenheil zu sein.


Zeit eine alte Liebe aufzuwärmen. Teneriffa. 2011, 2012 und 2013 hat mich diese wunderbare Insel schon begeistert. Fast fünf Jahre sind also seit meiner letzten Reise nach Teneriffa vergangen. Einiges hat sich verändert, an anderer Stelle scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Ich genieße altbewährtes und erkunde neues. Meine Highlights 2018:

Mein Spaziergang durch Puerto de la Cruz
Mein Hotel liegt am östlichen Ende der Strandpromenade San Telmo in Puerto de la Cruz.
Von hier starte ich nach einem späten Frühstück ganz gemütlich einen Spaziergang durch den abwechslungsreichen Ort.
Verweilen am Surferstrand.  Beobachten wie die Wellen sich an der vorgelagerten Mole brechen, ab und zu dann doch die im Wasser lauernden Surfer herausfordern. Zusehen, wie sich die Sportler in die Brandung werfen. Dazwischen immer wieder den Blick aufs Meer hinauswandern lassen. Hach, den ganzen Tag könnte ich hier faulenzen.


Nur wenige Schritte weiter Richtung Altstadt die ersten Cafés, Bars, Restaurants und Souvenir-Geschäfte. Hier ein Glas Cava, dort ein neues Paar Ohrringe. Ganz ganz gemütlich San Telmo entlang flanieren. Vom Wasserspiele im Meerwasserschwimmbad hypnotisieren lassen.


In den Tag hineinleben. Mal zügig gehen, mal trödeln, mal stehenbleiben, mal hinsetzen oder einkehren. Eine Woche lang wäre mir das zu langweilig, aber als Start in eine Entspannungs-Urlaubswoche perfekt.
Irgendwann -das Zeitgefühl ist im Hotelsafe geblieben- überquert man quasi automatisch den Plaza Charco und schlendert Richtung Playa Jardin. Es gibt unterwegs so viel zu sehen. Kunstvoll bemalte Häuserwände. Liebevoll dekorierte Hauseingänge und Fensterbänke. Sogar eine umhäkelte Hausecke.



Würde mein Magen nicht knurren, würde ich glauben, ich träume.
In der „Meson de los Gemelos“ stürze ich mich bei einem Viertel Vino Blanco auf die Fischplatte. Ich liebe dieses Lokal. Viele Tische. Immer voll. Papiertischdecken, die die bunten Stoffdecken vor Flecken schützen. Frischer Fisch und Meeresfrüchte. Leicht chaotische Organisation. Absolut authentisch. Großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis.



Gestärkt bummelt es sich besser. Die Sonne, die schon den ganzen Tag meine Vitamin D Produktion ankurbelt, steht mittlerweile tief. Toller Grund sich einen Sundowner zu gönnen. Sangria auf dem Plaza Charco. Ja. Das Leben ist wunderbar.


Der Botanischer Garten in Puerto de la Cruz
Den „Jardín de aclimatación“, in Puertos Stadtteil Orotava erreicht man bequem zu Fuß. Ich nutze den Treppenaufgang, der hinter dem Einkaufszentrum „Pirámides de Martianez“ beginnt und sich in der Calle San Amaro fortsetzt. Entlang des Weges gepflegte, kostspielig aussehende Anwesen.


Der Eintritt in den Garten ist mit drei Euro mehr als fair. Es gibt so viele exotische Gewächse und wundersame Blüten zu sehen, dass ich mich mindestens ein bis zwei Stunden hier aufhalte und unzählige Fotos knipse. Ganz hinten im Garten, beim Seerosen-Teich hat man einen superschönen Blick auf den majestätischen Teide, der sich aktuell in einen Schneemantel gehüllt hat.



Vor dem Rückweg noch direkt gegenüber im Restaurant „La Bellotina“ stärken. Als ich „Homemade Foie Gras“ auf der Menükarte lese, kann ich nicht widerstehen, und erlebe eine Offenbarung. Die hausgemachte Gänseleberpastete (jahahaaaa… ich weiß… ich sollte sowas wirklich nicht essen!) ist traumhaft und empfehlenswert.
Für den direkten Weg ins Hotel ist es noch zu früh. Also biege ich beim „Mirador La Paz“ ab, vorbei an der Terrasse des Restaurant Bellamar. Dahinter liegt nämlich die Außenterrasse des „Café Alba“. Der Ausblick hinunter auf Puertos Zentrum und Küste ist spektakulär und auch hinauf zum Vulkangipfel zu blicken raubt mir nochmals den Atem. Hach. Eine Sangria um den Sonnenuntergang einzuläuten. Ja. Das Leben ist wunderbar.

Lunch am Strand und Schmetterlinge zum Dessert
Je mehr der öffentliche Bus von Puerto nach Icod de los Vinos trödelt, umso lieber ist mir das. Hinter jeder Kurve ein neuer grandioser Ausblick auf die Küste oder grüne Täler. Diesmal strahl der Busfahrer jedoch so gar keine gute Laune aus. Mit Schwung und unter lautem Hupen nimmt er Haarnadelkurven. Tatsächlich habe ich beim Umsteigen von Icod zur Playa de San Marcos ein bisschen Pudding in den Knien. Doch spätestens als sich der neue, deutlich weniger lebensmüde Busfahrer sein Gefährt über den letzten Hügel steuert, und der Blick auf die Malerische Bucht des Heiligen Marcos frei wird, kehren alle meine Lebensgeister zurück.


Grober, schwarzer Sand liegt im Wettstreit mit weißer, schäumender Gischt. Der Wind ist heftig und das Meer aufgepeitscht. Ein optisches und akustisches Schauspiel. Ich bin aber nicht nur wegen des Ausblicks hier, sondern weil es im „Italia in Bocca“ die besten frittierten Chipirones (kleine Tintenfische) gibt, die ich kenne.


Bei einem Glas Weißwein knuspriges Meeresgetier verspeisen und dabei die mächtige grollende Brandung in der kleinen Bucht zu beobachten, das feine Salzwasser der herbeigewehten Gicht auf der Haut zu spüren und einfach mal nichts zu denken, zaubert diesen einen magischen Moment herbei, in dem ich mal an gar nichts denkt. An gar nichts. Ein leerer Kopf und ein breites Grinsen. Ja. Das Leben ist wunderbar.


Auf dem Rückweg über Icod mache ich noch einen Abstecher ins Schmetterlingshaus „Mariposario del Drago“ in direkter Nachbarschaft des „Drago Milenario“, dem bekanntesten Drachenbaum der Kanaren. Zuerst ärgere ich mich ein wenig über gesalzene acht Euro fünfzig Eintritt. Aber nach einiger Zeit zwischen all den geräuschlos flatternden Schönheiten ist der Geiz schnell vergessen. Staunend sinniere ich über das Wunder, das die Natur vollbringt, wenn sie eine dralle, blattfressende Raupe in einen bunt gemusterten Falter verwandelt. Ja. Wie gesagt: Leben ist wunderbar.

Einkehr ins Haus des Weins
Es dauert nicht ganz eine Stunde, bis der Bummel-Bus die Haltestelle El Lagar in El Sauzal von Puerto aus erreicht hat. Von hier sind es wenige Gehminuten hinunter zur „Casa del Vino“. In einem Reiseführer stand, man müsse unbedingt hierherkommen, um den Ausblick von der Terrasse des Restaurants zu genießen. Und tatsächlich.

Der Panoramablick ist unvergleichlich. Links oben der schneebedeckte Gipfel des Teide. Langsam den Kopf nach rechts drehend über das grüne Tal bis hinunter zum Meer sehen.
Jetzt wo die Augen so verwöhnt werden, kommt es mir doch nur mehr als gerecht vor, meinem Geschmacksinn ebenfalls etwas Gutes zu tun. 

Der Gruß aus der Küche der den gekühlten Roséwein begleitet, erfüllt diese Aufgabe mit Bravour. Eine Mandel-Maracuja-Ziegenkäse-Creme als Dip zu frischem Brot. Das nenne ich mal eine exotische Zusammenstellung von Aromen. Und sowas von lecker. Und die georderten Bananen-Speck-Kroketten sind ebenfalls ein Volltreffer. Mein Gaumen wäre damit im Grunde genommen schon genug verwöhnt gewesen. 



Unverschämtheit aber auch, dass das Restaurant seine Desserts in einer Glasvitrine ausstellt. Also wenn man Auge und Gaumen mit einer Sache gleichermaßen glücklich machen kann, dann kann man doch nicht widerstehen, oder? Hach, ja. Das Leben ist wunderbar.




Wenn die Liebe mitreist


Die klassische Karriere eines Souvenirs startet im Reiseland und verläuft dann ins Zuhause des Reisenden, als Erinnerungsstütze an einen Ort, eine Begebenheit oder etwas Ähnlichem.
Heute Morgen hat sich in meinen halbgepackten Koffer doch prompt ein Souvenir eingeschlichen, das die Reise von zuhause ins Urlaubsland antreten wird.


Aus Sorge, ich müsse eventuell im Hotel in der Ferne auf mein geliebtes Zucker-Fett-Frühstücksbrötchen verzichten, hat mein Schatz eine Urlaubsration Nutella* in meinen Koffer geschmuggelt.
Wenn ich also spätestens übermorgen früh in Puerto de la Cruz im Hotel beim Frühstück im Hotel in mein Nutella-Brötchen beiße, werde ich breit grinsen, an meinen daheim gebliebenen Schatz denken, und wieder einmal mehr erleben, dass Liebe tatsächlich durch den Magen geht.


*) Neeeeeeeeeeeeeein… ich mag das Zeug wirklich, und bin bekennend süchtig danach. Der Produzent weiß nichts von meiner „Schleichwerbung“. Meine Aussage spiegelt meinen persönlichen Geschmack wieder und wird in keiner Weise kommerziell unterstützt.




MEXIKO: Vorfreude und Nachwehen


Was ist, wenn man sich monatelang auf eine Reise freut, die dann ganz anders verläuft, weil die Beschreibung des Reiseveranstalters. . . äh sagen wir. . . “missverständlich“ ist?
Was ist, wenn Du versuchst freundliche, konstruktiv gemeinte Kritik zu äußern und es keinen interessiert?
Ist es „besser“ zu reklamieren und gleich mit rechtlichen Schritten zu drohen?
Beurteile doch einfach selbst, ob Du meine (hoffentlich) konstruktive Kritik als berechtigt empfindest, und lasse Dich überraschen wie der Veranstalter reagiert hat.

Jetzt aber mal von Anfang an:

Es ist warm. Die Meeresbrise schmeckt nach Salz. Wie bei einer Parade stehen Hunderte Menschen aufgereiht am Strand. Unzählige Augenpaare scannen die Wasseroberfläche der Lagune. Dann bricht das Blau. Ein gigantischer Körper schießt aus dem Meer. Blenden sündteurer Teleobjektive klicken im Akkord. Der gigantische Grauwal klatscht mit einem spektakulären ‚Kawoom‘ auf das Wasser und taucht wieder ab.
So, genau so habe ich mir meine Walbeobachtung in der Baja California vorgestellt. Die Beschreibung des Pauschalreise-Veranstalters verspricht den hautnahen Kontakt mit den sanften Riesen.


Im Internet stoße ich auf eine Pauschalreise „Nord-Mexiko: Baja California“. Die Bilder auf der Website zeigen Touristen in einem kleinen Boot, wie sie zaghaft den Kopf eines Wals berühren, der förmlich ins Boot zu kriechen versucht.
Reisebeschreibung und -verlauf lesen sich wie folgt [auf das Wesentliche gekürzt]:
[...] drei Bootstouren mit ausgiebigen Wal-Beobachtungen an der Pazifikküste [...] hautnahe Begegnung mit den Meeressäugern in den Buchten und Lagunen der Baja […] Zunächst nach San Carlos, zur Magdalena-Bucht und zur Kanalenge von Lopez Mateos auf der Pazifikseite. Bootsausflug und erste Begegnung mit den mächtigen Meeressäugern. Die mitunter bis zu 18m langen Grauwale mit ihren Neugeborenen sind friedlich und neugierig - oft schwimmen sie unmittelbar an die Boote heran. […] Frühmorgens unsere zweite Walbeobachtungstour. An der Laguna San Ignacio fahren wir mit unseren wendigen Pangas hinaus in die Bucht und sehen Grauwale, vielleicht sogar mit ihren Jungen. Die Bucht ist recht flach. Ist die Paarungszeit vorbei, werden die Wale zutraulich und suchen manchmal den Kontakt zu Menschen. Mittagessen (Picknick) im Walbeobachtungscamp. […] Heute unsere dritte Tour zur Beobachtung der Meeressäuger. Die Grauwale der Lagune Ojo Liebre sind sehr aktiv und die Bullen liefern sich gerne Wettkämpfe im aufgewühlten Wasser des Pazifiks.

Diese Reise wird ganzjährig angeboten und auf einer der beschreibenden Seiten findet sich dieser Satz „Bitte beachten Sie: Außerhalb der Walbeobachtungssaison (Anfang April bis Mitte Januar) werden die Walbeobachtungen durch andere Naturbeobachtungen ersetzt.
Die gleiche Beschreibung schickt mir der Veranstalter zusammen mit den anderen Unterlagen wenige Wochen vor Abreise als Ausdruck zu. Keine saisonale Anpassung, die darauf hinweist, dass bei Abreise Anfang November Walbeobachtungen faktisch unmöglich sind.

Und so kommt es wie es kommen musste: Ich sehe ganz genau KEINEN einzigen Wal auf meiner Rundreise über die Baja California.

Zwölf Stunden Flug.
Ein mehrere Tausend Euro großes Loch in der Reisekasse.
Ein (vorerst) zerplatzter Lebenstraum.
Und. . . eine wunderschöne Reise.
Ich bin zwar enttäuscht keinen Meeressäuger zu Gesicht bekommen zu haben, genieße aber den absoluten Luxus einer Privatreise (es gibt einen Guide, einen Fahrer und nur eine weiter Mitreisende) durch grandiose Landschaften und einsamen Stränden.


Ich weiß wohl, dass es nie eine Garantie für Tiersichtungen gibt. Dennoch ist es mir ein Bedürfnis den Veranstalter freundlich auf die -für mein Befinden bewusst falsch dargestellte- Reisebeschreibung aufmerksam zu machen. Es müsste doch ein leichtes für ihn sein, zwei Reisen zu vermarkten. Eine in der Walsaison, und eine außerhalb der Walsaison. Wo ist das Problem?
Also schreibe ich diese Mail an den zuständigen Sachbearbeiter des Veranstalters, bei dem ich im Laufe der letzten Jahre einen fünfstelligen Betrag für diverse Reisen bezahlt habe:



Sehr geehrter Herr XXX,
ich bin letzten Mittwoch (dem 22.11.) von meiner Baja California Reise (Vorgangs-Nr. ###, Tour ###) zurückgekehrt.
Gleich zu Anfang: Ich hatte eine wunderbare, lehr- und abwechslungsreiche Reise und hoffe noch lange von den Erlebnissen zu zehren. Danke dafür!
Dennoch möchte ich gerne (hoffentlich) konstruktive Kritik an der XXX-Ausschreibung zu dieser Reise üben. Sowohl die Beschreibung, als auch die Bilder legen nahe, dass es sich hierbei um eine Reise mit Schwerpunkt „Walbeobachtung“ handelt. Natürlich gibt es an einigen (aber nicht allen!) Stellen den Hinweis „Walbeobachtungssaison von Dezember bis März“. Ich bin also fest davon ausgegangen „OK… in der ‚Vorsaison‘ gibt es einfach weniger Wale“. Der einzige Grund warum ich diese Reise überhaupt gemacht habe, hat sich mit dem Satz des örtlichen Guides „Wale? Im November gibt es hier keine Wale.“ in Luft aufgelöst.
Es geht nicht darum mich zu beschweren, denn ich hatte eine tolle Zeit in Mexiko, und ohne Wale durfte ich immerhin den Luxus einer 2-er Reisegruppe genießen. Innerhalb der Hauptsaison wäre die Gruppe bestimmt größer gewesen.
Trotzdem halte ich die Reisebeschreibung (inklusive der, die ich noch wenige Wochen vor der Abreise erhalten habe) für fragwürdig und irreführend. Ich habe diverse Kollegen mal durchlesen lassen, um zu sehen, ob es evtl ein Interpretations-Fehler meinerseits ist. 99% aller Befragten im Kollegenkreis waren sich einig „Klar sieht man bei der Reise Wale. Eben nur nicht bei jedem Bootsausflug.“. Gerade die, in den Reiseunterlagen enthaltene Beschreibung sollte leicht -je nach Saison/Abreisedatum- im Computer anpassbar sein, so dass zukünftige Reisende mit der gleichen Erwartungshaltung nicht so enttäuscht werden wie ich.
Rund ### Euro Reisepreis und mehr als 12 Stunden Anreise für einen (vorerst) geplatzten Lebenstraum … naja… um ehrlich zu sein, ich bin verärgert … aber auch durch den insgesamt großartigen Urlaub milde gestimmt. Eventuell verstehen Sie mich da ein bisschen?!
Deshalb meine Bitte und konstruktiv gemeinte Empfehlung die Reisebeschreibung entsprechend abzuändern, bzw. eventuell aus diesem Reiseverlauf zwei getrennte Reisen zu machen: Bei Anreise innerhalb der Walsaison eine „Walreise“ und bei Anreise außerhalb der Walsaison eine „Naturreise Baja“. So entstehen vielleicht künftig keine Missverständnisse mehr.
Und als generelles Feedback: Die Organisation und Ausführung des lokalen Veranstalters „Native Trails“ hat super geklappt. Die kann man prinzipiell uneingeschränkt weiterempfehlen.
Mit freundlichen Grüßen,
Diane XXX


Tja. . . und jetzt rate mal welche Reaktion vom Veranstalter kam.
War es ein „Tut uns leid, Frau XXX, wer lesen kann ist klar im Vorteil.“?
War es ein „Es tut uns leid. Danke für den Hinweis, wir werden genau 'nichts' ändern.“?
War es ein „Herrje, wir sind erschüttert. Hiermit erstatten wir Ihnen 10% vom Reisepreis.“?
Na? Was meinst Du?
Nix. . . Die Reaktion war genau nada, niente, zero.
Bisher war ich nur leicht angefressen. Jetzt aber bin ich stinksauer.
Es mag sein, dass es die Deutsche Eiche so grad gar nicht stört, wenn sich eine Wildsau an ihr schrubbt. Aber künftig werde ich mich an weniger ignoranten Eichen schubbern und bei DIESEM Veranstalter nicht mal mehr ein Busticket buchen. Ist ja nicht so, dass nicht genügend andere Bäume im hart umkämpften Reise-Wald wachsen würden.

Wie siehst Du das? Ist Dir das auch schon einmal passiert? Was hast Du unternommen? Musstest Du gar schon einmal mit rechtlichen Schritten drohen? 



MEXIKO: Ein Schmuckstück zum Trost



Per Definition ist ein Souvenir „ein Gegenstand, den man als Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis, einen Ort oder eine Person mitnimmt und aufbewahrt“.  Wikipedia weiß weiter „Oft bringen Leute sich und anderen zum Beispiel ein Souvenir aus dem Urlaub mit. Hierbei handelt es sich dann häufig um etwas Landestypisches.“

Ursprünglich habe ich mir in Cabo San Lucas die silberne Halskette mit der Wal Fluke aus reinem Frust gekauft. Meine Reise über die Baja California ist schon fast zu Ende und ich habe noch keinen lebendigen Wal zu Gesicht bekommen. Ganz schön ärgerlich, wenn man bedenkt, dass das der treibende Grund für mich war nach Mexiko zu kommen.

Mittlerweile trage ich die Kette fast ununterbrochen. Wie es sich für ein Souvenir gehört erinnert sich mich an ein Ereignis und einen Ort:
Sie erinnert mich daran, dass es im Leben manchmal anders kommt, als man denkt und erwartet: Ich war nach Mexiko gekommen um Wale zu sehen, bin in ein tiefes Loch gefallen, als ich erfahren habe „Im November gibt es hier noch keine Wale.“ und habe in den Tagen danach erfahren wie großartig und wundervoll die Baja (auch ohne Wale) ist.


Sie erinnert mich an die Wunder der Erde und wie unglaublich schön das Leben ist. Insbesondere dann, wenn es zuhause mal grau ist oder hektisch zugeht, fasse ich das warme Metall an meinem Hals und reibe es. Dann kann ich für einen Moment wieder die Entschleunigung der herrlichen Baja California Reise spüren.


BAJA CALIFORNIA: Der (fast) perfekte Trip



Mein vorurteilsgeprägtes Bild von Mexiko habe ich mir vor zwanzig Jahren gemalt. Nach einer kulturgeprägten Yucatan-Rundreise hatte sich damals ein Kulturschock-Badeaufenthalt in Cancun angeschlossen. So packte ich also Mexikos großartige archäologische Stätten in die Gehirn-Schublade mit Touristen-Massen, angetrunkenen jugendlichen US-Amerikanern, teuren Restaurants mit unfreundlichem Service und einer Woche Dauerregen.
Kein Wunder und ein erzieherisches Glück, dass mich die Baja California in jeder Hinsicht positiv überrascht hat.



Dabei hat alles wenig vielversprechend angefangen
Wale. Buckelwale. Grauwale. Walbullen, die aus dem Wasser springen. Walmütter, die mit ihren Jungen um Touristen-Boote schwimmen. Diese Art von Naturbeobachtung steht ganz oben auf meiner Löffelliste, also der Liste von Erfahrungen, die ich unbedingt noch machen möchte, bevor ich den Löffel abgebe. 


Deshalb habe ich eine Reise zur Baja California gebucht. Die Beschreibung des Veranstalters liest sich für mich als würde mein Traum genau dort in Erfüllung gehen. Leider entpuppt sich die Reisebeschreibung als -nennen wir es diplomatisch- missverständlich (siehe auch meinen Post „MEXIKO: Vorfreude und Nachwehen“). Bereits am ersten Reisetag erklärt mir der Guide, dass ich für Walbeobachtungen dieser Art zwei bis drei Wochen zu früh dran bin.


C’est la vie.
La Vie hat mir also bei strahlendem Sonnenschein und Meeresbrise einen ordentlichen Boxhieb auf die Nase verpasst. Und den habe ich ehrlich gesagt auch verdient. Verdient dafür, dass ich in dieses wunderbare Land gereist bin, mit zwanzig Jahre alten Vorurteilen im Kopf. Und verdient dafür, dass ich für einen Moment geglaubt hatte, meine fast zwanzig Stündige Anreise wäre völlig sinnlos gewesen, nur weil die wunderbaren Meeressäuger noch nicht vor Ort sind.
In den nächsten zwei Wochen tröstet mich die mexikanische Halbinsel im Pazifik mit grandioser Natur, spektakulären Landschaften und faszinierenden Naturbeobachtungen.




Pflanzen & Tiere
Biologen, Zoologen, Botaniker oder sonstige Naturwissenschaftler flippen in Anbetracht der vielfältigen Natur im Süden Mexikos vermutlich völlig aus. Ich finde die Tier- und Pflanzenwelt auf der kalifornischen Halbinsel einfach nur gigantisch spannend. Riesige Heuschrecken, scheue Taranteln, filigrane Skorpione, endemische Antilopen, fotogene Coyoten. Riesige Yuccas und gigantische Kakteen. Die Liste ist schier endlos. Egal wo man unterwegs anhält, entdeckt man garantiert irgendetwas spannendes direkt am Straßenrand.
Wir lassen wirklich keine Gelegenheit aus, unterwegs anzuhalten und auf Entdeckungspirsch zu gehen. Auf dieser Reise ist tatsächlich der Weg das Ziel.









Essen & Trinken
Meeresfrüchte bis man pappig satt vom Plastikstuhl fällt. Scharfe Soßen, die einem die Tränen in die Augen treiben. Perfekt bereitete Frozen Margharitas. Restaurants mit Maisblatt-Dächern, Plastikstühlen und bunten Tischdecken. Egal ob man sich abends einen Happen in einem kleinen Stadt-Restaurant, einer Art Raststätte direkt an der Straße, oder an der Hotelbar gönnt. Überall werde ich mehr als freundlich bedient. Gerichte bestelle ich zum Teil nach Optik, mit einem Fingerzeig auf den Teller des Mannes am Nachbartisch. Exotische Geschmackkombis überraschen mich jedes Mal aufs Neue. Shrimps im Kokosmantel werde ich auch jeden Fall auch zuhause ausprobieren. Mein absoluter Favorit: Geschnetzeltes aus Jakobsmuscheln mit Käse überbacken. Zum Niederknien.






Natur & Städtchen
Whale-Watching fällt zwar auf dieser Reise aus wegen „Ist nicht“, dafür gibt es aber auch keine Massen von Whale-Watchern. Egal wo wir rasten, wandern, entdecken, schwimmen oder übernachten, wir begegnen nur wenigen Mit-Touristen. Wenn nicht aktuell die „Baja Mile“ (sozusagen die Nordamerikanische Version eines „Paris Dakar Rennens“) stattfinden würde, wären wir in einigen Unterkünften die einzigen Gäste.
Es lohnt sich also durchaus oder vielleicht sogar besonders außerhalb der Hauptsaison zur Baja California zu reisen.
Spektakuläre Landschaften, liebenswerte Städtchen, Siedlungen von Rancheros. Ich genieße das alles sogar noch ein Quäntchen mehr, da sich das luxuriöse Gefühl der Exklusivität zu den unvergesslichen Eindrücken mischt.







Über & unter Wasser
Bootsausflüge in Meeresbuchten. Lagunen mit Vögeln und Tümmlern. Die Nase in den schneidenden, salzigen Wind zu strecken, und sanft oder auch mal unsanft mit den Wellen zu schaukeln. Innerlich erwacht die Abenteurerin in mir und räkelt sich nach langem Schlaf.


Auf der Fahrt zu den Los Isolotes, wo man mit Seelöwen schnorcheln kann, herrscht rauer Seegang. Wellen bis zu zwei Meter schütteln mich in einem kleinen Boot ordentlich durch. „Nordwind“ knurrt der Guide. Gerade als meine Bandscheiben die Diskussion „Bitte den Kapitän umzukehren“ gegen die innere Abenteurerin zu gewinnen scheint, stellt der junge Kapitän den Motor ab. Vor mir, Mitten im Meer, mehrere große Felsen auf denen sich tatsächlich viele Seelöwen tummeln.


„Schnorcheln.“ Der Kapitän deutet auf meine Flossen. „Äh?!“ Ratlos blicke ich zuerst ihn an, dann wandert mein Blick über den Bootsrand in den tiefblauen Pazifik. „No!“ Das klingt energischer als ich es beabsichtigt hatte. „Das Wasser ist schön warm.“ schaltet sich Guide in die einsilbige Unterhaltung ein. „Kann sein. Aber auch ganz schön tief.“ So kleinlaut wie ich gerade klinge, ist es ganz offensichtlich: Ich habe Angst. Habe ich Kiemen? Nein. Also bin ich nicht fürs Wasser gemacht. „Aber wir sind genau für das Schnorcheln mit den Seelöwen hierhergefahren. Eine Stunde haben wir gegen den Nordwind gekämpft.“ „Naja, ich dachte ich schnorchele eher an einem karibisch anmutenden Strand in flachem türkisblauem Wasser mit den Tieren.“ „Die Seelöwen wohnen nun mal hier.“ Frederico, der Guide stellt Fakten fest. Die innere Abenteurerin verschränkt die Arme und blickt ungeduldig und missbilligend. Gut. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Unverrichteter Dinge zurück zum Festland fahren, und sich schon auf der Rückfahrt über die eigene Feigheit zu ärgern, oder eine kleine Angstgrenze überwinden, todesmutig ins Wasser zu platschen und später vor stolz strotzende über den Heldenmut berichten. Oh Mann. Brille an, Schnorchel an, Flossen an die Füße.


Wenig elegant platsche ich vom Bootsrand ins Nass. Oh, tatsächlich schön warm. Kaum im Wasser schwimmen die ersten Seelöwen auf mich zu. Unter mir spielen zwei Jungtiere im Wasser. Es hat keine Minute gedauert und Angst ist gar kein Thema mehr. Ein Seelöwe apportiert irgendeinen roten Gurt. Er lässt ihn immer wieder vor mir im Wasser treiben, als wolle er sehen ob ich danach greife, schnappt ihn sich wieder und beginnt ein wildes Spiel unter Wasser. Es ist grandios. Ich bin begeistert, völlig aus dem Häuschen, überwältigt und glücklich.


Nach viel zu kurzer Zeit, als ich dann doch anfange zu frieren, missglückt der erste Versuch zurück ins Boot zu kommen. Andere Mitreisende sind zuerst dran, und ich rutsche mit der Hand vom Bootsrand ab, an dem ich mich festhalte. Dummerweise habe ich die Flossen schon ausgezogen, und bereits nach wenigen Schwimmzügen ist klar, dass man ohne Flossen nicht gegen die Strömung ankommt. In drastischer Geschwindigkeit treibe ich zappelnd, wenigstens durch eine Schwimmweste gesichert, ab. Durch die hohen Wellenkämme ist mein Kopf an der Wasseroberfläche wohl kaum noch sichtbar. Die dunkelblaue Farbe der Schwimmweste ist da auch keine große Hilft. Echt jetzt… warum gibt es denn dunkelblaue Schwimmwesten? Es ist purer Zufall, dass mich ein anderes Boot sieht, mir ein Seil zuwirft und mich zurück zu meinem Kapitän bringt. Puh. Erst später, als wir fast schon wieder zurück auf dem Land sind, wird mir bewusst, dass das ganz schön brenzlig war. Abenteuer-Diane in mir platzt vor Stolz.



Kunst & Kultur
Natur und Kultur, Landschaft und Kunst verschmelzen hier wie Ying mit Yang. Bunte Totenkopf-Motive als das sich ewig wiederholende Thema auf allen möglichen Alltagsgegenständen, Kunstwerken oder Devotionalien. Urzeitliche Kratzbilder im weichen Lavastein oder Höhlenmalereien von Ureinwohnern. Jeden Tag entdecken wir etwas Spannendes.
Selbst als diese abwechslungsreiche Reise eigentlich zu Ende ist, bietet Mexiko mir noch ein Highlight. Bei meinem Stopover in Mexiko City schaue ich mir die Stadt an, und bin völlig fasziniert von den Ausgrabungen des Templo Mayor, mitten in der Innenstadt.








Mexiko. Ich habe meine Vorurteile über Dich ad Acta gelegt. Du hast einen neuen Fan gewonnen. Ich wurde daran erinnert wie nahe Licht und Schatten zusammenliegen. Du magst in der Saison besondere Naturwunder zur Schau stellen, aber außerhalb der Saison hast Du andere, nicht weniger spektakuläre Abenteuer zu bieten. Orkane wüten alle paar Jahre über der Baja und verändern mit zerstörerischer Wut die Landschaft. Vielleicht ist das aber auch der Grund warum die Küste der Halbinsel unter Naturschutz steht und frei von Bettenburgen ist. Cabo San Lucas, der einzige Platz auf der Baja California wo sich Hotel an Hotel reiht und Höllenschiffe von Kreuzfahrtreedereien anlegen, zeigt erschreckend, dass diese menschliche Zerstörungswut einem Orkan in nichts nachsteht.



Mexiko. Bitte bewahre Dich. Bitte passe auf Dich auf, damit ich Dich bei meinem nächsten Besuch wieder so unschuldig paradiesisch vorfinde.