MOSEL-Tal: Ein Wochenende zwischen TRIER und LUXEMBURG

Da stand ich schon vor einem kalbenden Gletscher in Chile, schwamm in Brasilien durch den Rio Negro, „entdeckte“ den Ursprung des Nils in Uganda und bin in Thailand fast von einem Elefanten gefallen. Und jetzt soll mich ein Wochenende an der Mosel mit Stadtführungen in Trier und Luxemburg begeistern?
Nä, oder?! Oder doch? Naja, vielleicht. Ganz sicher sogar!
Was hat mir in der Mosel-Region gefallen, und was haben Wein, Weib, Schleuse und ein Bänkelsänger damit zu tun? Komm‘ mit auf meinen Wochenendtrip:

Von Freitag Morgen bis Sonntag Mittag kann man einiges auf, an und um „Mutter Mosel“ unternehmen. Aus den mannigfachen Möglichkeiten habe ich mir diese hier heraus gepickt:


Bänkelsänger unter der Porta Nigra in Trier

Stadtführungen können viele Facetten haben. Man kann mit spannend kurzweiligen Führungen Glück, oder mit angestaubt langweiligen Pech haben. Ich hatte nicht nur Glück, sondern traf an der Tourist-Info, direkt vor der Porta Nigra einen Stadtführer, der die zweistündige Führung nicht nur kurzweilig, sondern auch noch humorvoll und feuchtfröhlich gestaltet. Der Stadtführer stellt sich der interessierten Touristengruppe als Andreas, seines Zeichens Bänkelsänger vor. Er steigt kurzerhand auf ein kleines Fußbänkchen aus Holz (man bemerke bitte dieses nette kleine Wortspiel), klampft mit seiner Laute, trällert ein Lied, und verbreitet dann die frohe Kunde der geschichtlichen Highlights rund um die Porta Nigra.


Enthusiastisch lauschend bewegt sich die kleine Stadtführung dann gemächlich Richtung Marktplatz. Andreas referiert über die Häuserfassaden, weist auf interessante Details hin, und kredenzt am Marktbrunnen angekommen ein Schlückchen Moselwein, das er aus einer Kühltasche zaubert. Er singt. Die Touries nippen.
Und so gelangen wir zum Trier Dom, und erfahren wissenswertes zum Heiligen Rock, der Reliquie, die dort aufbewahrt wird. Da es sich um Jesus‘ letztes Kleidungsstück handeln soll, scherzhaft (aber nicht blasphemisch) „das letzte Hemd“ genannt.
Diese Stadtführung durch Trier ist bestimmt nicht die lehrreichste an der ich jemals teilgenommen habe, aber eine der lustigsten und damit kurzweiligsten.

Mein Tipp für deinen nächsten Trier Besuch: Über die Tourist-Info „Führung mit dem Bänkelsänger - Ein liederlicher Stadtrundgang. Stadtrundgang durch Trier mit Gästeführung und Gesang in deutscher Sprache.“ buchen

Luxemburg und die Gemeinsamkeiten mit der Schweiz

Was haben Luxemburg und die Schweiz gemeinsam? Nein … falsch … nein … wieder falsch … was du auch immer denkst?! Es geht mir nicht um Steuer-Oasen-Wunderländer, nicht um die französische Sprache oder hohe Lebenshaltungskosten.
Schon einmal was von der Luxemburgischen Schweiz gehört?
Nein?
DANN wird es aber Zeit.


Ein Wander- und Kletterparadies gezeichnet von imposanten Sandsteinfels-Formationen und plätschernden Bachläufen, eingebettet in üppigen Wald. Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich die Luxemburgische Schweiz noch nie auf dem Radar. Für mich bestand das Großherzogtum bisher nur aus Luxemburg-Stadt. Dass da noch Landschaft (und dann auch noch so schöne) außen herum ist, kam mir nie in den Sinn. Im Gegensatz zur Natur drum herum ist Luxemburg-Stadt für meinen Geschmack nicht so wirklich sehenswert (Sorry liebe UNESCO, da sind wir uns in Sachen Weltkulturerbe mal uneins. Bei Luxemburgs Altstadt und Festung oute ich mich als Kulturbanause.)

Mein Tipp für deinen nächsten Luxemburg Besuch: Lieber in herrlicher Landschaft im Mullerthal spazieren und auf einem der Picknick-Plätzen vespern, als sich in der Stadt zu langweilen und mit Deutschem Einkommen Luxemburger Preise für einen durchschnittlichen Cappuccino zu bezahlen. Und nicht vergessen bei der Rückreise an der „Grenze“ vollzutanken.

Wein, Weib und Geschimpfe

Hach, das hätte so schön sein können. Aber wie sagt man so schön? Niemals die Rechnung ohne den Wirt machen!
Weinprobe. Sieben Euro. Au ja! Dafür bin ich schnell zu begeistern. Was soll ich da leugnen? Schließlich liegt im Weine Wahrheit.


Es haben sich doch einige Hotelgäste im benachbarten Winzerhof eingefunden. Bei näherem Hinsehen und Hinhören stelle ich fest, dass wir nur Frauen sind. Oh toll. Mädelsabend.
Der bewirtende Winzer sieht das anders. „Was nur Frauen? Da kann ich ja gar nicht alle Trinksprüche vorlesen.“ denkt er laut. „Wieso nicht? Zu versaut?“ fragt prompt jemand zurück. Und dann macht er den ersten Fehler „Nein. Die verstehen sie dann nicht.“ Aua! Die Stimmung fröstelt. Die ersten Weine werden ausgeschenkt und verköstigt. Die Erklärungen zu den Weinen sind tendenziell eher dürftig. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es sich hier um eine Weinprobe nur für „Weintrinker mit Vorkenntnissen“ ist. Die Stimmung plumpst auf den Boden des Wein-Fasses und schlägt ihn aus.
Als es dann -nach mehr als einer Stunde- zur Verkostung von Obstbränden kommt, keimt nochmals so etwas wie Test-Interesse auf. Als geneigte Damen spezielle Obstbrände nachfragen, die zwar auf dem ausgelegten Bestellzettel aufgeführt sind, jedoch nicht Bestandteil der Probe sind, erreicht der Spannungsbogen seinen Höhepunkt: Was wir uns denn einbilden? Für sieben Euro alle Schnäpse durchprobieren wollen? Das ginge ja mal gar nicht.
Nicht jeder Winzer mag ein marketing-technisch geschultes Verkaufsgenie sein. Muss er ja auch nicht. Hauptsache er kann lecker Wein machen. Aber zahlende Gäste so anzublaffen…?! Blöd, blöd, blöd. Der Umsatz verkauften Weins oder Obstbrands nach der Weinprobe fällt an diesem Abend eher dürftig aus.

Mein Tipp für deine nächste Weinprobe: Drum prüfe wer sich abends an einen Winzer bindet, ob sich nicht noch was besseres findet. Ernsthaft: Nicht auf das erstbeste, im Hotel ausgehängte Angebot einsteigen. Lieber auf Empfehlungen von anderen Reisenden hören. (Ausgerechnet vor dieser Weinprobe hatte ich weder Tripadvisor noch sonst ein Bewertungsportal befragt.)

Von Beilstein nach Cochem durchgeschleust

In Beilstein legt nicht nur ein Ausflugsdampfer Richtung Cochem ab. Das kleine verwinkelte Städtchen ist der perfekte Auslöser für "Tres jolie!"-, "Qué lindo!"- und "That's so cute and gorgeous!"-Rufe. Tatsächlich lasse ich mich auch zu einem "Boah ist daaas niedlich!" hinreißen. Beilstein ist ein bisschen wie das Kindchenschema von Rüdesheim. Hoch über den Fachwerkhäusern und kleinen Kopfsteinpflaster-Gässchen liegt die Burg Metternich. Von dort hat man bestimmt eine tolle Aussicht über die sich grazil windende Mosel und die frisch grünen Weinberge ringsumher, wenn man nicht vorher in der Burgschänke hängen bleibt und sich die Aussicht bei einer Erdbeerbowle noch schöner vorstellt, als sie in Wirklichkeit vermutlich ist.


Beschwingt von der Erdbeerbowle wanke (wegen dem "Wellengang") ich auf das wackelnde Ausflugsschiff, das zügig Richtung Cochem ablegt. Vorbei an faszinierend steilen Weinbergen fahren wir in eine Schleuse ein. In wenigen Minuten überwindet die MS Wieauchimmer sieben (in Ziffern 7!) Meter Höhenunterschied. Und schon kann die Fahrt weiter gehen bis Cochem. Was für ein Anblick. Romantische Postkartenidylle, eine Brücke, die sich dekorativ über die Mosel spannt, und leider auch eine beträchtliche Anzahl Hotelschiffe und Ausflugsbusse. Die Stadt ist sonntags brechend voll. Man kann im Gewimmel bummeln, man kann aber auch mit dem mitgebrachten Fahrrad oder dem öffentlichen Bus zurück nach Beilstein fahren, wo das Auto parkt.

Mein Tipp für deinen nächste Mosel-Dampfer-Ausflug: Einfach machen! Auf dem Deck eines Schiffs zu sitzen, das gemächlich über einen Fluss schippert, während vom strahlend blauen Himmel die Sonne hinunterlächelt. Den Gedanken freien Lauf lassen während die Augen sich versuchen an den geometrischen Muster der Weinstock-Reihen satt zu sehen. Würden wir mit Strom betrieben, dann entspräche dieser Zeitvertreib dem Einstöpseln des Ladegeräts.

Mein Fazit

Mutter Mosel hat ähnlich schöne Ecken zu bieten wie Vater Rhein. Mit vertretbarem Anfahrtsweg kann man kleine Ausflüge in die Umgebung, zum Beispiel nach Luxemburg oder Trier machen, oder sich einfach durch die pittoresken Weinörtchen treiben lassen.


Es gibt gutes Deutsches Essen (zu vertretbaren Preisen!), leckeren Wein und das unbezahlbare Gefühl „auf Urlaub“, aber doch irgendwie „zu Hause“ zu sein. Der nächste Wochenend-Trip darf dann auch gerne mal wieder Barcelona oder London sein. Aber für „zwischendurch“ baumelt meine Seele auch ganz gern mal an einer Weinrebe über der Mosel.

4 Kommentare:

  1. Trier wollte ich eigentlich auch immer schon mal besuchen. Ob ich allerdings diese Stadtführung durchstehen würde. (Ich habs nicht so mit dem Singen, oder jemandem beim Singen zuhören, wenn ich doch eigentlich Stadtinfos erwarte), weiss ich nicht.
    Ich muss mal schauen wie viele Hostels die da in der Region haben. Hostels, die ein kleines bisschen was Besonderes haben.
    Gruß, MAx

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    1. Hi Max
      Ja, kann ich verstehen, wenn jemand "harte" Fakten lieber rationell verpackt haben möchte. Aber die Stadtführung mit Gesang ist auf jeden Fall kurzweilig und sehr sehr lustig. Denke beides hat seine Vor- und Nachteile.
      Viel Erfolg auf Deiner Suche nach einem Hostel mit dem besonderen Etwas. Bin gespannt wo Du dann unterkommst.
      Lieber Gruß - Diane

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  2. Hallo Diane,
    hach, die Mosel - da wohne ich nicht so weit entfernt. Nur einmal über den Berg an den Rhein.:-) Bänkelsänger finde ich klasse, auch Nachtwächtertouren haben immer ihren Reiz.

    Die Mosel ist schon schön, Trier und Luxemburg sowieso. Das kleine Beilstein finde ich sehr hübsch oder Traben-Trarbach.

    Liebe Grüße
    Renate

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    1. Hallo Renate
      Oh ja, Nachtwächter-Touren sind auch eine tolle Art eine Stadtführung zu machen. Hast Du schonmal eine Ghost-Tour in Edinburgh gemacht? Kann ich gruseligst empfehlen.
      Liebe Grüße, Diane

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